Wo von dem Kirchturm

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1.

Wo von dem Kirchturm Glocken klangen,
im Schulhof die Kinder spielten und sangen,
der Harbach fließt leise durch Wiesen und Tal
daneben eingebettet klein, lang und schmal
liegt unser sehr geliebtes Jakobsdorf,
aus dem fast alle Sachsen zogen fort.
Da war einst ein frohes und friedliches Leben
und Gott gab dazu seinen reichen Segen.

2.

Die Zeit, ja die Zeit sie blieb nicht steh’n
dort mussten wir schwere Zeiten sehn.
Es kam der Krieg, wer weiß das nicht
die jungen Männer rief die Pflicht.
Zu kämpfen für Friede und Freiheit war jeder bereit
doch fielen so viele in dem furchtbaren Streit.
Es starben Väter und Söhne im grausamen Krieg
für Gefallene ein Kreuz in unserer Kirche hing.

3.

Viele Tränen von Müttern und Kindern sind geflossen
doch die Zeit ging weiter wie die Gewässer, die flossen.
Dies war der erste schwere Schlag
doch ein zweiter folgte dem gleich nach.
Verschleppt nach Russland die junge Kraft
hat vielen Familien Kummer gebracht.
Väter, Mütter und Kinder mussten fort,
es war ein Schrecken mit einem Wort.

4.

Und die lieben jungen Menschen
blieben in Erinnerung in unseren Herzen.
Denn vor Hunger, Arbeit, Kälte und Wind
zahlreiche in Russland gestorben und begraben sind.
Noch hatten wir dies alles nicht verschmerzt
zerriss ein dritter Schlag unser Herz.
Wer Sachse war kam auf die List’
wie ihr das alle ja auch wisst.

5.

Mit der Reform hat es begonnen,
man hat uns Sachsen alles weggenommen.
Grund, Vieh, Hof mit Haus,
es war für alle ein furchtbarer Graus.
Es fragten sich viele: was kann`s noch geben?
wie sollen wir jetzt noch weiterleben?
Doch der Sachsenfleiß ist nicht zu dämpfen
ein jeder wollte weiter kämpfen.

6.

Und nach vielen schweren Jahren dann
fing die Auswanderung der Sachsen an.
Wir vielen wie ein Blatt vom Baum,
am Anfang merkte man es kaum.
Doch nach dem Sturz der Diktatur
fasst jeder wollte das eine nur:
weg so schnell es nur möglich ist,
vor Angst „der Mitbürger“ suche eine neue List.

7.

So nahm unser Schicksal seinen Lauf,
wir nahmen die Auswanderung in Kauf.
Nun sind wir hier gut angelangt
und sagen unserem Schöpfer besten Dank.
Doch tief im Herzen tönt auch heut
vom alten Kirchturm das Geläut.
In fast jedem Herzen kann man´s lesen,
wie lieb unser Jakobsdorf ist gewesen.

8.

Ich höre in Gedanken den Harbach rauschen,
so wie die Tannen auf dem Friedhof und Kreuzberg sausen.
Manche Träne fließt auch noch heute,
das alles war schwer für unsere Leute.
An Jakobsdorf werden wir immer denken,
doch Gott wird stets unsere Schritte lenken.
Wo ER mitten unter uns weilt und steht
unsere Hoffnung im Herzen nie vergeht.

Von: Regina Sofia Schüller Nr. 16b

*27.11.1931  +10.01.2020