Staubkörnlein

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Der Tag ist sanft geschieden,
verstummt ist lauter Schall,
und stiller Abendfrieden
deckt nun mein Heimattal.

Noch singt ein Vöglein leise
da drüben in dem Hain;
ich höre seine Weise
aus meinem Fensterlein.

Und Träume schöner Zeiten,
sie werden wieder wach
und fliehen in die Weiten
verschollnen Stunden nach.

Das Vöglein aber, munter,
weiß nie desgleichen Traum,
ihm geht die Freud nicht unter
in seinem Weltenraum.

Ihm bangt nicht vor dem Morgen,
eh’ noch die Nacht entflieht,
drum singt es ohne Sorgen
so froh sein Abendlied.

Von: Martin Philp Nr. 123

*12.07.1901  +06.07.1956

Bericht von Pfarrer Wilhelm Wagner (Pfarrer in Jakobsdorf 1940 - 1952)

Von den guten Mitarbeitern im Presbyterium von Jakobsdorf könnte ich eine ganze Reihe aufzählen, mit denen ich nicht nur durch Jahre gut zusammengearbeitet habe, sondern zuletzt auch eng mit ihnen befreundet war. Stellvertretend für sie alle will ich hier nur einen erwähnen, weil er mir als Nachbar und auch durch unsern gemeinsamen Aufenthalt in Rußland ganz besonders ans Herz gewachsen war:

Martin Philp.

Er war ein vielseitig begabter und wißbegieriger Mann mit einem frommen und zugleich fröhlichen Gemüt. Wir beide haben oft stundenlang am Sonntag nachmittag und an langen Winterabenden über Gott und die Welt auch in Rußland miteinander gesprochen. Er ist wenige Jahre nach unserer Übersiedlung nach Großpold an Krebs gestorben. Er war auch mit meinem Vorgänger in Jakobsdorf, Hans Konnerth befreundet gewesen und wir haben dann beide an seiner Beerdigung in Jakobsdorf teilgenommen.

Bei unserem Abschied aus Jakobsdorf im Juni 1952 hat er mir ein kleines Heft mit einigen Gedichten überreicht, die er aus diesem Anlaß geschrieben hatte und die mir auch heute noch ans Herz gehen, wenn ich sie hie und da zur Hand nehme und noch einmal lese.

Er hat seine Gedanken und Gefühle gerne in Gedichtform niedergeschrieben und einige seiner Gedichte sind auch seinerzeit in den “Kirchlichen Blättern” abgedruckt worden. Er war das, was man einen Bauerndichter nennt, der vor allem in der Mundart aber hie und da auch hochdeutsch reimte.