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Bericht: Emilie Grommes Nr.116 |
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Am letzten Tag des alten Jahres und zwar mittags, wenn die Glocke eine Stunde lang läutete haben wir Kinder uns für eine wichtige Aufgabe, welche unsere Eltern uns zugeteilt hatten, eingesetzt. Es gab eine Menge von Aufgaben die wir zu erledigen hatten, so sind wir schon früh in den Alltag reingewachsen. Wer denkt da schon an die Schädlingsbekämpfung der Obstbäume im Garten? Es ist eine Winteraufgabe, die am 31. Dezember, so war es üblich, erledigt wurde und fast schon zu den Bauernregeln zählt. Aus Stroh fertigten wir reißfeste Stränge, oder Seile an und wenn die Mittagsglocke erklang, machten wir uns an die Arbeit.
Jeder Baumstamm wurde mit einem Strang rund herum umbunden. Das Ungeziefer, wie Raupen, Käfer, Insekten, Pilze, Bakterien usw. nistete sich im Gebinde und in die lockere Borkenplatte ein, fand also darunter das beste Winterquartier. So überdauerten diese Schädlinge den langen kalten Winter. Im Frühjahr, wenn der Schnee zu schmelzen begann, wurden die Gebinde mit Ungeziefer vom Baumstamm gelöst und verbrannt. Die Baumrinde wurde noch mit einer Bürste sauber gemacht und der Stamm mit Kalk geweißelt und so schützte man die Bäume jahrein, jahraus und erzielte gute Ernten. Wir Kinder, im Wetteifer mit anderen Kindern aus der Nachbarschaft, zerstampften den Schnee im Garten und beeilten uns denn in einer Stunde, solange die Glocke läutete, mussten wir unsere Bäume winterfest machen. Dann gab es in der warmen Stube frische Krapfen. Und man konnte beruhigt dem neuen Jahr entgegen gehen. Am Abend wurde ein Gottesdienst abgehalten. Danach liefen auf der Straße verkleidete Personen, die „Giurschfrahen“, herum. Sie trugen ein Säcklein gefüllt mit Nüssen, Äpfeln, Keksen, Süßigkeiten auf dem Rücken und eine Glocke, mit der sie vor jedem Haus bevor sie eintraten, läuteten. Manche knallten auch mit Peitschen herum. Als Kind musste man den Neujahrswunsch vortragen und versprechen im nächsten Jahr noch viel braver sein oder noch bessere Noten heimbringen. Dann bekam man auch was aus dem Sack. Wer nichts sagte oder frech war wurde „im Sack mitgenommen“. Man kam oft mit einem Schreck davon oder aber man erkannte die Oma, den Opa, den Nachbarn oder sonst wen an der Stimme, dann lachten alle miteinander. |
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Das alte Jahr zog nun dahin, keiner ging früh schlafen, es wurde gefeiert. Die Silvesternacht, meist eisig kalt, den sternenklaren Himmel und den dicken Schnee – kann man nicht vergessen. Feierlich klangen die Glocken 12:00 Uhr vom Kirchturm und verabschiedeten das alte Jahr, begrüßten aber gleichzeitig das neue. Es war nicht wie hier, wo Feuerwerk und Raketen die Nacht zum Tag werden lassen. Es war aber viel feierlicher, der Schnee leuchtete hell und die Sterne noch viel heller. Man ging deshalb „sprichwörtlich“ zum Sternezählen raus. Und wenn die Ajuwanten ihre Instrumente anklingen ließen schlug das Herz in der Brust höher. |
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Prosit Neujahr! Die Bratwurst, gebratene Rippchen, das Sauerkraut, dazu ein Schnaps und ein Novawein kamen auf den Tisch. In der Früh zum 1. Januar, das Neue Jahr war eingezogen, war nichts mit Ausschlafen drin. Wer abends feiert ist morgens mit oder ohne Kater „fit“. Wenn die Kirchenglocken riefen ging man in die Kirche zum Gottesdienst. Am Neujahrsmorgen gingen die Schulkinder zu den Patenonkels und Patentanten, zu den Verwandten und den Nachbarn um ein glückliches Neujahr zu wünschen. Sie sagten den Neujahrswunsch auf und wurden dafür mit Äpfeln, Nüssen, selbstgebackenen Keksen, Süßigkeiten und Geld beschert. |