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Bericht über die Jubiläumsfeier des Jakobsdorfer Frauenvereins zu seinem 50. jährigen Bestehen. Festsitzung am 04.01.1934 Pfarrer Hans Konnerth Verehrte Gäste, liebe Frauen, Ein ganz eigenartiger Festtag führt uns heute hier zusammen, wie wir ihn bisher noch nicht erlebt haben. Wir wollen Rückschau halten auf 50. jährige Frauenarbeit. Zu dieser Festsitzung sind nicht nur die Mitglieder unseres evangelischen Frauenvereines zusammengekommen, sondern wie wir erwartet haben, auch viele Männer und unsere Jugend. Ich freue mich darüber. Unsere Frauenvereinsarbeit geht ja auch die ganze Gemeinde etwas an und soll einen jeden interessieren. Je mehr uns die ganze Gemeinde Verständnis und Vertrauen entgegenbringt, um so mehr kann unser Tun und Schaffen gefördert werden, und alles was wir erarbeiten und erreichen, gilt doch letztlich der Allgemeinheit, d.h. dem Wohl unserer lieben evangelisch sächsischen Gemeinde Jakobsdorf. Der Jakobsdorfer Frauenverein wurde im Jahre 1883 gegründet. Über seine Entstehung liegt ein Protokoll vor, das ich verlesen will, ebenso will ich die Namen der damals eingetretenen Mitglieder vorlesen, denn es sind noch einige Frauen unter uns, die sich gewiss gern des denkwürdigen Tages erinnern. (Es folgt das Protokoll aus dem Jahre 1883.) In einer Sitzung vom 12 Dezember 1885 beschloss man allen Kindern der Gemeinde eine Christbescherung zu machen. Die erforderlichen Mittel kamen durch die Sammlungen ein. 1886 gelang es den arbeitsfreudigen Frauen durch eine Theateraufführung so viel Geld zu erlangen, dass arme Kinder beschenkt werden konnten. Außerdem beteiligten sich die Frauen an einer Gewerbeausstellung in Hermannstadt. Sie schickten dazu selbsthergestellte, hübsche Handarbeiten und Webereien ein, die zur Ausstellung kamen. Dafür wurde dem Frauenverein ein Anerkennungsdiplom übersandt. Immer mehr Aufgaben erwuchsen den Frauen auf ihrem schönen großen Arbeitsfeld, die sie gern und freudig erfüllten. So war es im Herbst 1893 möglich einem Waisenkind (Johann Girst) einen neuen Anzug zu beschaffen, und einigen Kindern nötige Kleidungsstücke zu schenken. Außerdem kauften die Frauen ein weißes Altartuch für die Kirche. Im Jahre 1895 starb die Vorsteherin Frau Pfarrer Luise Kaufmann. Die Jakobsdorfer Frauen legten an ihrem Grabe aus Verehrung und herzlicher Dankbarkeit einen Kranz nieder. Nun wurde Frau Therese Gold mit dem Amt der Vorsteherin betraut. Unter ihrer Leitung arbeitete der Frauenverein an seinen Aufgaben gewissenhaft weiter. Ihrer unermüdlichen Arbeitsfreudigkeit gelang es auch die Frauen immer wieder zur Tat heranzurufen. Es sind wohl selten so viele Theateraufführungen veranstaltet worden, wie zu dieser Zeit. Man spielte:
Von den Einnahme, das heißt, dem Reingewinn des Theaterspiels deckte man die üblichen Ausgaben des Vereins und schaffte neue Bänke und Spielsachen für die Bewahranstalt (Kindergarten). 1899 wurde Frau Emilie Barthmes zur Vorsteherin ernannt. Auch ihr gelang es die Frauen immer wieder zu freudigem Geben und Arbeiten anzuspornen, und so konnte der Frauenverein damals für den Schulsaal eine große Lampe, 3 Spiegel, hübsche Vorhänge für sechs Fenster und Lehrmittel für die Bewahranstalt anzuschaffen. Im Jahre 1902 wurde Frau Hermine Zintz (Ehefrau von Pfarrer Petrus Wilhelm Georg Zintz - Pfarrer in Jakobsdorf von 1901 - 1931) Vorsteherin des Jakobsdorfer Frauenvereins. Unter ihrem Vorsitz arbeiteten die Frauen weiter an ihren bisherigen Aufgaben, die zu erfüllen ihnen freudige Pflicht war. Man schickte an das Schäßburger Seminar jährlich eine Summe von 2 Kronen und einmal dem Gustav- Adolf- Verein eine Summe von 5 Kronen. Die Friedhofstür wurde ausgebessert und die Kinder der Bewahranstalt brauchten neue und schöne Spielsachen. Einige Jahre später, 1906, war es möglich an den Hauptverein, um arme Kinder zu bekleiden, 31,60 Kronen (54,98€) einzuschicken, neue Strickmuster zu kaufen und einige nötige Gebrauchsgegenstände für den Kindergarten, so Besen, Schaufel, Bänder, Brettchen; Papier und eine Waschschüssel und Baukästen anzuschaffen. Durch eifriges Sammeln, Theaterspielen und der Verkauf von Kartoffeln gelang es dem Verein verschiedene Neuanschaffungen zu machen. Man kaufte ein Leichenstübchen und ein neues Tuch dafür (Bild), einen Wagen, für die Kindergärtnerin neues Beschäftigungsmaterial und konnte noch 10 Kronen (17,40€) für die Anschaffung einer neuen Glocke stiften. 1911 hatten sich die fleißigen Frauen ein besonders hohes Ziel gesetzt, nämlich einen neuen Altarteppich zu kaufen und das gelang ihnen auch. Zwei Jahre später (1913) kauften sie ein Kanzeltuch und eine Wichsleinwand für den Altar und eine Wichsleinwand für die Fahne. Zur Beschaffung einer Bruderschaftsfahne konnten 38,55 Kronen (67€) gegeben werden. 1915 kaufen die Frauen Leinwand und nähten davon Polster und Strohsäcke für Soldaten. Später schickten sie für eine Soldatenchristbescherung einen Betrag von 50 Kronen (87€) ein. Trotz der drohenden Kriegsgefahr (Erster Weltkrieg 1914 - 1918) verloren die Frauen die Freude und Lust an ihrer Arbeit nicht. Neben all den selbstverständlichen Arbeiten waren sie immer bemüht neue Arbeiten zu erfüllen. Für eine Christbescherung schafften sie Bücher an und an das Hermannstädter Säuglingsheim schickten sie 100 Kronen(174€). So vergingen die Jahre in emsiger Arbeit. 1927 war es dem Verein möglich einen Beitrag für die Orgel zu geben. 1928 schafften die Frauen neues Geschirr an und zwar 80 Teller, Sauceschüsseln und Suppenschüsseln, Bratschüseln, Salznäpfe, Schöpflöffel, 2 Suppentöpfe, 1 große Käserolle und für 50 Personen Esszeug. Dies alles wird bei festlichen Gelegenheiten benutzt und auch für die Gemeinde ausgeborgt. Als Frau Notär Hann von Jakobsdorf wegzog, schenkten ihr die Frauen eine schöne Kanne. 1929 schenkte man 2 Weisenkindern zur Konfirmation schöne Schürzen und außerdem bekam die Kindergärtnerin ein schönes Geschenk. 1931 im Mai verließ Frau Zintz Jakobsdorf, um nach Mediasch zu übersiedeln und sie legte somit das Amt der Vorsteherin des evangelischen Frauenvereins zu Jakobsdorf nieder. Mit ihr verloren die Frauen eine treue arbeitsfreudige und unermüdliche Stütze und Mitarbeiterin, an die jeder gerne und mit Dankbarkeit zurückdenken wird. Nun übernahm Rektor Helene Martini den Vorsitz und arbeitete gemeinsam mit den Frauen weiter. Unter ihrer Leitung ließ der Frauenverein im Herbst 1931 die Kirche frisch ausmahlen und mit ihr hatten die Frauen den leerstehenden Pfarrgarten mit vielerlei Gemüse bebaut. Im November 1931 wurde der jetzigen Vorsteherin das Amt übergeben. In den letzten Jahren war der Verein bestrebt, seine ihm gestellten Aufgaben gewissenhaft zu erfüllen. Im Winter 1932 schaffte der Verein eine neue Sigerus Mappe (Emil Sigerus *1854 + 1947 aus Hermannstadt war Volkskundler, Historiker und Sammler. Er gab 1906 die Sigerus Mappe mit Siebenbürgisch-Sächsische Leinenstickerei heraus) an und im Winter 1933 wurde ein Theaterstück „Der Amerikaner“ aufgeführt. Von den Einnahmen deckte man die üblichen Ausgaben und schickte auf Beschluss des Ausschusses und der Generalversammlung 200 Lei an das evangelische Hilfswerk zu Hermannstadt. Zu den von den Männern gearbeiteten Stühlen gibt der Frauenverein für Nägel und Schrauben 2600 Lei. Wir haben eben ein Bild an uns vorüberziehen lassen über segensreiche Arbeit unseres Jakobsdorfer Frauenvereins. Wir haben gesehen mit wie viel Opfermut und Arbeitsfreudigkeit die Frauen immer bestrebt waren ihre Aufgabe zu erfüllen, auch in schwerer Zeit. Wir wollen ihnen dankbar sein für alles was sie erkämpft, erarbeitet und erreicht haben und wir wollen versuchen es ihnen gleich zu tun. Wir wollen immer wieder versuchen mit frischem Mut an die Arbeit zu gehen, trotz der Schwierigkeiten, die sich uns in den Weg stellen. Wir wollen alle unseren Herrgott bitten, dass er uns Kraft geben möge zu dieser ernsten Arbeit und das er uns helfen möge immer den rechten Weg zu finden, der uns in schwesterlicher Liebe verbinden soll und der zum Guten und zum Segen für unsere liebe Gemeinde Jakobsdorf führt. Wir wollen heute nicht nur feiern, sondern auch zeigen dass wir mit der Tat dabei sind. Ich möchte der Festversammlung einen Beschluss der letzten Generalversammlung vorlegen: Im Frühjahr soll an die Kirche eine Doppeltür (Bild) gemacht werden, damit es nicht immer so kalt von draußen hereinzieht. Ich danke nun allen, die zum Gelingen des heutigen Abends beigetragen haben und bitte alle Frauen herzlich immer gern und freudig für den Verein mitzuarbeiten, und nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer müssen und sollen dabei mithelfen. Und nun schließe ich die heutige Festversammlung. Hans Konnerth / Pfarrer in Jakobsdorf von 1931 - 1939 |
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